Montag, 17. April 2017

Mit Lungenrasseln und Hysterie zur Donauschifffahrt

Ich hatte mir ja vorgenommen nicht mehr zu klagen und liebevoll mit mir selbst umzugehen. Trotzdem liegt mir daran, es mitzuteilen, wenn es mir schlecht geht. Also versuche ich einen Mittelweg und versuche möglichst sachlich zu bleiben und nicht pathetisch meinen Zustand zu überzeichnen:

Mir geht's schlecht. Seit etlichen Tagen habe ich es auf der Lunge. In den letzten 2 Tagen ist es schlimmer geworden. Inzwischen rasselt meine Lunge bei jedem Atemzug, den ich tiefer mache. Wenn ich beschäftigt bin, atme ich flach und es fällt mir kaum auf. Wenn ich aber tief atme oder im Bett liegt wird es fast zu einem Röcheln. Das führt dazu, dass ich Angst bekomme und eine Art Hysterie bei mir ausbricht. Und zu guter Letzt verreisen Karin und ich morgen.

Wir machen unseren bisher größten Urlaub. Wir fahren mit dem Zug nach Passau und von da über Wien nach Bratislava und weiter nach Budapest - und dann wieder zurück. Meine unbewussten Ängst vor dieser Reise kommen noch erschwerend dazu. Es ist bei mir immer schon so, dass ich große Ereignisse im Vorfeld nicht verarbeite und sie ohne spürbare Angst auf mich zukommen lassen. Dann aber plötzlich wenn sie da sind, dann wehrt sich meine Seele und ich werde psychisch - und jetzt auch noch körperlich - krank.

Nicht umsonst bin ich vor dem Abitur psychotisch geworden und auch zweimal vor der Abschlussprüfung zum staatliche geprüften Informatiker. Ich habe mich bisher gedanklich auch noch kaum mit unserer großen Reise auseinandergesetzt.

Diese Art und Weise, wie ich mit Life Events umgehe ist schädlich und ich muss da was ändern. Aber heute ist es zu spät. Heute muss ich erst einmal mit den Auswirkungen klar kommen.

Ich bin vorher verzweifelt in der Wohnung auf uns ab gerannt und wusste mir nicht mehr zu helfen. Dann hatte ich die Idee Karins Freundin, die auch Karin heißt anzurufen. Die will mir ihr selbst gemachtes pflanzliches Antibiotika geben. Zuerst hatte ich Bedenken, aber dann habe ich mich entschlossen um 14 Uhr zu ihr zu fahren und mich von ihr behandeln zu lassen. Und endlich habe ich es dann auch geschafft zu duschen und mich zu richten. Auch das hat etwas beruhigt. Aber vor allem das Schreiben jetzt lenkt mich gut ab und ich kann ruhig bleiben.

Es war auch sträflich, dass ich jetzt den 3. Tag in der Wohnung bin. Außer einem Gang an die Mülltonne, war ich überhaupt nicht draußen und habe die Stunden in unserer dunklen Wohnung verbracht. Auch das hat dazu geführt, dass ich mich in alles immer mehr hineingesteigert habe und sogar überlegt habe in die Notfallambulanz des Kreiskrankenhauses zu gehen. Allerdings habe ich mich jetzt für Karin B. entschieden. Ich möchte den Urlaub morgen auf keinen Fall gefährden.

Ich hatte dann vorsorglich auch eine Tavor genommen, was eher dazu geführt hat, dass sich wieder eine nervöser Zustand angemeldet hat - auch eine Problem unter dem ich jetzt schon seit einem Jahr leide. Ein Zustand der mich stark bis komplett blockiert und den ich als sehr quälend empfinde. Gott sei Dank ist es heute nicht zum Endstadium gekommen, da ich mich ablenken konnte.

Spirituell gesehen, könnte es sein, dass sich alles in mir gegen die Entwicklung wehrt, die sich seit längerer Zeit abzeichnet. Immer wieder werde ich damit konfrontiert, dass ich meine Leben ändern will. Das begann mit meiner Kündigung vom Landesverband Psychiatrieerfahrener BW, mit dem ich viel vertrautes und lieb gewonnenes hinter mir lassen musste. Der Streit mit Gabriele hatte solche Ausmaße angenommen, dass ich mich zurückziehen musste. Seitdem bin ich auf der Suche nach eine beruflichen Heimat.

Aber parallel dazu habe ich immer mehr hinterfragt, was für mich wirklich wesentlich ist und inwiefern ich mich als Person weiterentwickelt habe, trotz aller Erfolge, die ich erreicht hatte. Denn bis 2015 war ich derselbe, wie ich 1999 mit meinem Engagement begonnen hatte. Vielleicht nicht mehr so ganz ehrgeizig und vorsichtiger geworden, was meine Risikobereitschaft anbelangt - und auch mit weniger Energie ausgestattet, aber meine Lebensenergie und meinen Lebenssinn bezog ich nach wie vor über meine Arbeit für andere Psychiatrieerfahrene, auch wenn ich nicht direkt als Genesungsbegleiter arbeite.

Noch etwas absurder gedacht, könnte das Böse versuchen zu verhindert, dass ich weiter auf dem guten Weg vorankomme. Es werden mir Knüppel in den Weg gelegt an denen ich scheitern soll. Nicht nur Krankheit, sondern auch Zweifel und Depressionen.

Aber ich will diesen Weg weitergehen, auch wenn ich manchmal beinahe nicht mehr weiter weiß, vor Missempfindungen. Irgendwann kommt wieder eine bessere Stunde und ich kann stolz darauf sein, dass ich die Leiden durchgestanden habe, um nicht zuletzt wieder einen Schritt weiter gemacht zu haben. Hin zu meinem Ziel mit mir selbst ins Reine zu kommen und der Liebesfähigkeit für mich und die Anderen näher gekommen zu sein. Und das ist es, auf was es ankommt.

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